Ein kleiner Turnverein macht von sich
reden |
TV Issigau - Talentschmiede und Platz für
Breitensportler |
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Das Kunstturnen zählt nicht unbedingt
zu den Sportarten, die Zuschauer in Scharen anziehen. Nur wenn
die nationale oder internationale Spitzenklasse antritt, sind
die Hallen voll. Auf regionaler Ebene sieht es da leider meist
ganz anders aus. Um so erfreulicher ist, daß sich auch kleinere
Vereine für diesen schönen Sport einsetzen und ihn nach Kräften
fördern. |
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Einer der rührigsten im Turngau
Fichtelgebirge/Nordoberfranken ist dabei zweifellos der 160
Mitglieder zählende TV Issigau, mit dem der Name Richter eng
verbunden ist. Der heute 83 Jahre alte Max Richter zahlte nach
dem Krieg zu den Männern, die dem Verein wieder auf die Beine
halfen. Selbst als 73jähriger nahm er später noch an Wettkämpfen
teil und verblüffte mit seinem Können Kampfrichter und
Beobachter. |
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Die Familien-Tradition setzen Sohn
Karlheinz (50) und Enkel Frank (21) fort. In Karlheinz Richter
hat der TV Issigau einen Übungsleiter, der praktisch seine
gesamte Freizeit opfert und sich voll in den Dienst der Sache
stellt - ohne jegliches Honorar. Dreimal pro Woche leitet er das
Training, an den Wochenenden fährt er mit seinen Schützlingen
oft noch zu Lehrgängen oder Wettkämpfen. Dennoch wird es dem
Finanzbeamten, der als früherer Leichtathlet mit 38 Jahren noch
die Übungsleiter-Lizenz für das Kunstturnen erwarb, nicht
zuviel. Er ist mit Freude dabei und läßt sich auch durch
Rückschläge nicht entmutigen. |
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Ärgerlich wird er immer nur dann, wenn
wieder einmal ein Mitglied seiner Talentschmiede abgesprungen
ist: „Besonders schwierig ist es, die Buben bei der Stange zu
halten, die sich häufig mit zunehmendem Alter anderen Sportarten
zuwenden. Das Turnen erfordert einen enormen Trainingsaufwand.
Wer etwas erreichen will, muß sich voll ins Zeug legen. Wenn da
nicht auch die Eltern mitziehen, stehe ich auf verlorenem
Posten." |
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Übungsleiter Karlheinz Richter korrigiert die
Haltung von Torsten Gotsch beim Handstand auf dem Barren |
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Daß die intensiven
Bemühungen des Übungsleiters nicht vergebens sind, beweist ein
Blick in die Erfolgsbilanz der Issigauer Turner. Helmut Frank,
der seit 14 Jahren als erster Vorsitzender die Geschicke des
Vereins leitet, hebt vor allem die Gaumeistertitel hervor, die
die Schüler bei den Mannschafts-Wettkämpfen 1982 und 1983 errangen.
Auch die Schülerinnen und Jugend-Turnerinnen waren 1982 auf
Platz eins zu finden. |
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Helmut Frank ist seit 14 Jahren
Vorsitzender des TV Issigau |
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Das Aushängeschild des TV Issigau ist
der 21jährige Frank Richter, der seit einem Jahr für die
Landesliga-Mannschaft der TS Lichtenfels turnt, dem einzigen
Verein, der nach dem Abstieg des ATSV Kronach aus der
Regionalliga auf überregionaler Ebene antritt. Beim bayerischen
Landesturnfest in Coburg konnte sich der Dritte der
oberfränkischen Meisterschaften im Kür-Sechskampf unter 351
Teilnehmern auf Rang neun plazieren - ein Ergebnis, das für sich
spricht. Seine Schwester Annett kam unter 151 Starterinnen
immerhin noch auf Rang 20. |
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Frank Richter beim Schwebestütz an
den Ringen |
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Große Hoffnungen setzt Karlheinz
Richter auch in den zehnjährigen Torsten Gotsch, der bei den
oberfränkischen Titelkämpfen im Gerätesechskampf der Schüler
nicht zu schlagen war. „Wenn Torsten weiter so bei der Sache
ist, hat er das Zeug zum oberfränkischen Meister," ist der
Übungsleiter überzeugt. |
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Aus dem Lager der Mädchen hat Ellen
Köcher schon den Sprung in das Landesleistungszentrum nach Hof
geschafft. Als Sechsjährige trat sie 1979 dem TV Issigau bei.
Nur zwei Jahre später belegte sie bei ihrem ersten Wettkampf
anläßlich des Gaukinderturnfestes in Wunsiedel unter 70
Teilnehmerinnen den dritten Platz, Bald wurde auch Landestrainer
Josef Trmal auf das Talent aus Issigau aufmerksam. „Wir
vereinbarten einen Test in Hof," erinnert sich Richter. „Trmal
war von Ellens Leistungen dabei sehr angetan und wollte sie
gleich behalten. Ich habe daraufhin mit ihren Eltern gesprochen
und die waren einverstanden " |
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Ellen Köcher wurde in den
bayerischen Auswahlkader berufen |
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Seit einem Jahr fahren sie nun ihre
Tochter wöchentlich fünf- bis sechsmal zum Training nach Hof.
Die Mühe wurde belohnt: Bei den oberfränkischen Meisterschaften
kam Ellen heuer auf den vierten Platz in der Leistungsklasse M4.
Bei den „Bayerischen" in Straubing belegte sie Platz elf. Eine
weitere Bestätigung ihrer Spitzenklasse: In diesen Tagen ging
ein Schreiben des Bayerischen Turnverbandes ein, in dem ihre
Aufnahme in den Landeskader der Leistungsklasse M4 bestätigt
wird. |
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Maßgeblichen Aufschwung im
turnerischen Bereich beim TV Issigau trug die neue Halle bei.
„Dafür müssen wir uns bei allen bedanken, die sich für den Bau
eingesetzt haben." erklären Vorsitzender Helmut Frank und
Karlheinz Richter übereinstimmend. „Wenn ich nur daran denke,
was wir für unzulängliche Bedingungen in der alten
Schulturnhalle vorfanden. Als mein Sohn Frank die Riesenfelge am
Reck trainierte, schlug er mit den Füßen an der Decke an. Dort
sind heute noch die Spuren zu sehen. Sobald wir das Reck tiefer
stellten, war der Fußboden im Weg," denkt der Übungsleiter mit
Unbehagen zurück. „Heute haben wir in der modernen
Mehrzweckhalle eine optimale Ausstattung. Zu den Übungsstunden
bringen auch Eltern aus den Nachbargemein den, ja sogar aus
Naila ihre Kinder zum Training." |
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Auch die Freunde der Leichtathletik
kommen beim TV Issigau nicht zu kurz. Unter der Leitung von
Fachwart Dieter Richter-Tosch können sie auf dem vereinseigenen
Sportplatz ihre Aktivitäten entfalten. Daß auf ihrer Anlage auch
Mitglieder anderer Vereine das Sportabzeichen ablegen, freut die
Verantwortlichen des Turnvereins besonders. |
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Die Palette der sportlichen Angebote
reicht aber weit über Turnen und Leichtathletik hinaus. So stolz
man im TV Issigau auch auf seine Könner ist - Breitensport wird
großgeschrieben. „Da ist für jeden etwas dabei", sagt
Vorsitzender Frank und zählt die vielen Möglichkeiten von
Gymnastik über Mutter-und-Kind-Turnen bis hin zu Volleyball auf.
„Ohne den unermüdlichen Einsatz unserer vielen ehrenamtlichen
Helfer wäre die Belebung des Vereinsgeschehens in den letzten
Jahren nicht möglich gewesen," stattet der Vorsitzende allen
Mitarbeitern seinen Dank ab. |
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